Fachtagung des Instituts für Angewandte Forschung der HVF trifft auf große Resonanz
Künstliche Intelligenz und ihr Potential für die öffentliche Verwaltung

Am Mittwoch, den 2. Juli 2025, fand die Online-Fachtagung „KI-Einsatz in der öffentlichen Verwaltung – Chancen und Herausforderungen in Baden-Württemberg“ statt. Das derzeit viel diskutierte Thema „Künstliche Intelligenz“ stieß auch im Bereich der öffentlichen Verwaltung auf großes Interesse. Mehr als 300 Teilnehmende schalteten sich pünktlich zum Start um 09.30 Uhr ein.
Die Hochschulrektorin Frau Dr. Iris Rauskala begrüßte die zahlreichen Teilnehmenden aus Gemeinden, Städten, Ministerien und Unternehmen sowie die Expertinnen und Experten auf dem virtuellen Podium. Sie betonte die große Bedeutung des Themas Künstliche Intelligenz, machte aber gleichzeitig deutlich, Entscheidungen, die mithilfe von KI getroffen würden, müssten stets transparent und nachvollziehbar sowie im Zweifel anfechtbar bleiben. Der Mensch, so Rauskala, dürfe dabei niemals aus dem Blick geraten.
Zum Auftakt führte Projektleiter Prof. Dr. Christoph Schmidt, Professor für Besitz- und Verkehrssteuern an der HVF, in die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz und ihren Einsatz in Behörden ein. Er zeigte auf, was sich genau hinter dem Begriff verbirgt und weshalb gerade die öffentliche Verwaltung, insbesondere die Finanzverwaltung, von ihrem Einsatz profitieren könnte. Dabei sprach er nicht nur über Potenziale, sondern auch kritische Aspekte, wie rechtliche Unsicherheiten, mögliche Diskriminierung durch automatisierte Systeme und tiefgreifenden Veränderungsprozesse.
Nahtlos knüpfte der zweite Vortrag des Tages mit dem Titel „KI-Einsatz und Change-Management“ an. Oliver Gerhard, Betriebsprüfer bei der Bayerischen Finanzverwaltung und Lehrbeauftragter an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, gab spannende Einblicke in die Erfolgsfaktoren für Veränderungsprozesse rund um KI in der Verwaltung. Sein Fazit: Damit der Wandel gelänge, brauche es neben der Technik eine klare Vision, offene und transparente Kommunikation sowie echte Mitgestaltung. Nur so könne Vertrauen aufgebaut und Akzeptanz bei Mitarbeitenden sowie Anwenderinnen und Anwendern geschaffen werden.
Katja Röser, Referentin für IT-Angelegenheiten der Steuerverwaltung im Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg, nahm die Teilnehmenden im Anschluss mit in die praktische Anwendung. Unter dem Titel „KI-Einsatz in der Steuerverwaltung Baden-Württemberg“ berichtete sie anschaulich von konkreten Erfahrungen aus dem Land. Ein zentrales Beispiel war der F13: das KI-Assistenzsystem aus Baden-Württemberg. Dieses unterstützt Mitarbeitende im Arbeitsalltag, sei es bei der Recherche oder beim Formulieren von Texten, und zeigt, wie KI ganz praktisch Entlastung schaffen kann.
Nach der kurzen Kaffeepause ging es mit dem Vortrag „KI-Bilderkennung bei der Veranlagung von Besitzsteuern/Einsatz von KI-Agenten bei der (Weiter)Entwicklung von Fachverfahren“ in die Tiefen der technologischen Möglichkeiten. Uli Weber (Tax Lead - Public Finance) und Alexander Vogel (Delivery Architect - Cloud & Custom Application, GenAI Expert Network Lead) des Münchener IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Capgemini machten deutlich, wie breit das Spektrum ist, das sich hinter dem Schlagwort „KI“ verbirgt. Hoch interessant war ihr Blick nach Frankreich. Dort wird mithilfe hochentwickelter Bilderkennungssysteme die Grundsteuer völlig neu und vor allem schneller, präziser und effizienter berechnet. Ein Ansatz, der laut Weber und Vogel auch in Deutschland enormes Potenzial hätte.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete nach der Mittagspause das Trio aus Nordrhein-Westfalen: Lara Schmohl (Fachstellenleitung Gewerbe-, Vergnügungs-, Beherbergungssteuer bei der Stadt Münster), Fabian Asseth (Abteilungsleiter der Abteilung Steuern der Stadt Münster) und Prof. Dr. Nicolai Krüger (Professor für Verwaltungs- und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung NRW). Gemeinsam präsentierten sie ihr Projekt „Künstliche Intelligenz in der Verwaltungspraxis – Mögliche Einsatzfelder von ChatGPT und anderen GenAI am Beispiel des kommunalen Steuerrechts“. Dabei entwickelten sie innovative Kategorisierungstools für E-Mails und Fachtexte. In ihrem Vortrag führten Schmohl, Asseth und Krüger abwechselnd durch die Herausforderungen des Projekts, erläuterten ihre Herangehensweise und Methodik und stellten schließlich die Ergebnisse sowie die entstandenen Prototypen vor.
Last but not least noch ein Hinweis: für Mittwoch, 26. Oktober 2025 ist eine Weiterbildung zum Thema „KI-Einsatz in der Öffentlichen Verwaltung“ am Ludwigsburg Competence Center of Public Administration (LUCCA) geplant. Informationen und Anmeldemöglichkeiten folgen bald auf der LUCCA-Website.