Verwaltung verstehen: 5 Begriffe, die du als Quereinsteiger:in kennen solltest

Karriere & Quereinstieg| Nachricht vom 31.07.2025
Verwaltung verstehen: 5 Begriffe, die du als Quereinsteiger:in kennen solltest© @jacoblund | Canva

Neu in der Verwaltung? Diese 5 Begriffe helfen dir, den Durchblick zu gewinnen – ganz ohne juristisches Vorwissen. So gelingt der Einstieg.

 

"Ist das jetzt schon ein Verwaltungsakt?" Wenn du neu im Rathaus oder einer anderen Behörde arbeitest, tauchen solche Fragen schnell auf. Die Verwaltung hat ihre eigene Sprache – und manchmal wirkt sie wie ein Rätsel. Aber keine Sorge: Du musst kein Jurastudium haben, um mitreden zu können. In diesem Beitrag erklären wir dir fünf Begriffe, die dir im Alltag immer wieder begegnen werden. Verständlich, praxisnah und mit Beispielen. Denn: Verwaltung verstehen geht Schritt für Schritt.

1. Verwaltungsakt

Der Begriff "Verwaltungsakt" begegnet dir in der Verwaltung sehr häufig. Er bezeichnet eine Entscheidung der Behörde, die verbindlich und nach außen wirkt – also für eine bestimmte Person oder Organisation rechtliche Folgen hat.

 

Beispiel: Du bearbeitest einen Antrag auf eine Sondernutzung einer öffentlichen Fläche. Wenn du diesen Antrag genehmigst oder ablehnst, triffst du eine Entscheidung. Diese Entscheidung – meist in Form eines schriftlichen Bescheids – ist ein Verwaltungsakt.

 

Wichtig zu wissen: Ein Verwaltungsakt muss immer bestimmte Merkmale erfüllen, z. B. die Schriftform, eine Begründung und die Möglichkeit, ihn rechtlich überprüfen zu lassen. Daher ist es wichtig, beim Erstellen von Bescheiden sehr sorgfältig zu arbeiten – auch, um spätere Konflikte zu vermeiden.

2. Begründungspflicht

Die Begründungspflicht ist ein zentrales Prinzip in der öffentlichen Verwaltung. Sie bedeutet: Jede Entscheidung muss so erklärt werden, dass die betroffene Person sie nachvollziehen kann. Das stärkt das Vertrauen in die Verwaltung und sorgt für Transparenz.

 

Beispiel: Wenn du einen Antrag ablehnst, reicht es nicht, einfach nur "abgelehnt" zu schreiben. Du musst die rechtlichen und tatsächlichen Gründe darlegen. Dabei hilft es, klare und einfache Sprache zu verwenden – ohne unnötigen Fachjargon.

 

Tipp: Stell dir vor, du müsstest selbst den Bescheid verstehen, ohne Vorkenntnisse zu haben. Das ist eine gute Orientierung, um verständlich zu formulieren.

3. Ermessensspielraum

Ermessensspielraum bedeutet, dass du in bestimmten Fällen nicht strikt nach Vorschrift entscheiden musst, sondern einen gewissen Entscheidungsspielraum hast. Das kommt häufig in der kommunalen Praxis vor.

 

Beispiel: Ein Bürger beantragt die Befreiung von einer Gebühr, weil er sich in einer finanziellen Notlage befindet. Wenn die Satzung dir hier ein Ermessen einräumt, kannst du prüfen, ob du die Gebühr erlassen oder reduzieren willst.

 

Wichtig ist: Du darfst nicht willkürlich entscheiden. Du musst das Ermessen sachlich ausüben und gut dokumentieren, warum du dich so entschieden hast. Dabei hilft dir die sogenannte "Ermessensausübung im Rahmen des Gesetzes". Das bedeutet, dass deine Entscheidung zwar einen gewissen Spielraum hat, aber immer innerhalb der gesetzlichen Vorgaben bleiben muss. Du darfst also nicht nach Belieben entscheiden, sondern musst prüfen, ob die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind, welche Optionen dir zur Verfügung stehen und welche Entscheidung im konkreten Fall sachgerecht, gerecht und verhältnismäßig ist. Außerdem musst du diese Überlegungen schriftlich festhalten, damit sie für andere nachvollziehbar sind.

4. Anhörung

Die Anhörung ist ein wichtiges rechtliches Instrument, das Fairness und Beteiligung sicherstellen soll. Wenn deine Entscheidung möglicherweise nachteilig für jemanden ist, musst du dieser Person vorher die Möglichkeit geben, sich zu äußern.

 

Beispiel: Du stellst fest, dass ein Gewerbebetrieb gegen eine Auflage verstößt. Bevor du eine Ordnungsverfügung erlässt, musst du dem Betrieb Gelegenheit zur Stellungnahme geben – das ist die Anhörung.

 

Die Anhörung kann schriftlich oder mündlich erfolgen und sorgt dafür, dass die Entscheidung fundierter getroffen wird. Außerdem kann sie helfen, Konflikte zu vermeiden oder Missverständnisse aufzuklären.

5. Widerspruch

Der Widerspruch ist ein Rechtsmittel, mit dem sich Bürger*innen gegen Entscheidungen der Verwaltung wehren können. Er sorgt dafür, dass ein Verwaltungsakt noch einmal intern überprüft wird – meist durch eine andere Abteilung oder Person.

 

Beispiel: Eine Antragstellerin ist mit der Ablehnung ihres Bauantrags nicht einverstanden. Sie legt fristgerecht Widerspruch ein. Nun muss die Behörde erneut prüfen, ob die Entscheidung korrekt war.

 

Für dich bedeutet das: Je klarer, nachvollziehbarer und rechtlich fundierter dein Bescheid ist, desto stabiler ist er auch im Widerspruchsverfahren. Ein Widerspruch ist allerdings nur gegen Verwaltungsakte möglich, also gegen Entscheidungen mit Regelungscharakter und Außenwirkung. Reine Auskünfte oder informelle Hinweise können in der Regel nicht mit Widerspruch angefochten werden. Wichtig ist auch: Der Widerspruch muss innerhalb einer bestimmten Frist eingelegt werden – meist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe des Bescheids.

Warum es sich lohnt, Verwaltung Schritt für Schritt zu verstehen

Diese fünf Begriffe sind nur ein Anfang. Aber sie helfen dir, dich im Behördenalltag sicherer zu fühlen, typische Situationen besser einzuordnen und selbstbewusster zu handeln. Je mehr du die Strukturen und Regeln verstehst, desto mehr Freude macht die Arbeit – und desto leichter fällt dir der Umgang mit Bürgerinnen und Bürgern.

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