Perspektivwechsel

Austausch mit der School of Diplomacy and Administration in Manila

Projektverantwortlich an der HVF: Timo Jung, Lehrbeauftragter
Projektlaufzeit: September 2022 bis Juli 2023
Finanzierung: Eigenmittel, Zuschüsse des Städtetags Baden-Württemberg und des Vereins der Freunde der Hochschule Ludwigsburg

Ein Fachprojekt der etwas anderen Art bot sich im letzten Jahr einigen Studentinnen. Sie entschieden sich für einen Austausch mit der Verwaltungshochschule in Manila auf den  Philippinen. Ganz bewusst war das von der Referentin für kommunale Partnerschaften des Städtetags, Franziska Freihart, und des Leiters der Zentralen Dienste des Städtetags, Timo Jung,  konzipierte Projekt darauf ausgelegt, einen Perspektivwechsel zu schaffen. Nicht Antworten, sondern Fragen wollte das Fachprojekt mit auf die Philippinen nehmen, um von  unterschiedlichen Sichtweisen zu lernen. Die Studentinnen bereiteten dafür in Referaten und Ausarbeitungen ausgewählte Themenfeldervor und diskutierten diese im Vorfeld der als freiwillige und über den  Städtetag organisierten Reise mit ihren Mitstudentinnen. In mehreren Vorlesungen zwischen September 2022 und Januar 2023 bereiteten sich die Teilnehmerinnen damit intensiv auf die Reise vor.

 

So ging es schlussendlich Mitte Februar in der vorlesungsfreien Zeit nach Manila. Vor Ort erwartete Gary Ador Dionisio, der Dekan der „School of Diplomacy and Administration“, die  Delegation und ließ es sich nicht nehmen, mit einem landestypischen Essen den Beginn der Reise einzuläuten. Am nächsten Tag wurde die Delegation sodann an der  Verwaltungshochschule empfangen und durch den Kanzler begrüßt. Es folgten Besuche von Vorlesungen über Politik und insbesondere die öffentliche Verwaltung auf den Philippinen.  Auf der anderen Seite brachten die Studentinnen aus Ludwigsburg in eigens konzipierten Lehrformaten den dortigen Studentinnen und Studenten die Kommunalverwaltung Baden-  Württembergs näher. Interessiert fragten beide Seiten immer wieder nach und diskutierten unter anderem Fragen der Integrität von Verwaltung, der Frauenförderung, erfolgreicher  Rekrutierung von Menschen für den öffentlichen Dienst und die Transformation zu mehr Klimaschutz und Digitalisierung. Vertieft wurden diese Gespräche am nächsten Tag bei einem  Besuch des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Manila.

 

Den politischen Höhepunkt der Reise erlebte die Delegation am vierten Tag. Sie trafen in der Provinz Cavite den dortigen Gouverneur Juanito Remulla und tauschten sich mit ihm über die  Verwaltung auf den Philippinen insgesamt und den Vergleich zu Baden-Württemberg aus. Da die Philippinen eine ähnliche Verwaltungsstruktur wie die Vereinigten Staaten aufweisen,  handelte es sich hierbei um einen sehr hochrangigen Vertreter des Landes. Die Studentinnen wussten dies zu würdigen und bewiesen trittsicheres Auftreten auf dem  diplomatischen Parkett. Den Gouverneur interessierte vor allem, wie Deutschland in Zukunft mit der Automobilindustrie umgehe und wie die Herausforderungen in der Integration von Geflüchteten vor Ort bewältigt werden.

 

Gleichfalls ein Erlebnis war der Besuch des Rathauses von Valenzuela und der dortigen, kommunal getragenen Universität. Empfangen von der Marching-Band der Uni und von mehreren  hundert Studentinnen und Studenten umrandet, folgte eine Führung durch Dr. Nedeña C. Torralba, der Präsidentin der Universität. Zum Abschluss musste jede und jeder noch seine  Fähigkeiten im einheimischen Tanz beweisen. Unstrittig bereitete dieses tänzerische Parkett manchem größere Probleme als das vorher erwähnte diplomatische Parkett. Nichtsdestotrotz  brachten die Tänze die Stimmung bei 35 Grad im Schatten noch mehr zum Kochen.

 

Viele weitere Termine in Rathäusern und auch Museen sowie weiteren Einrichtungen waren neben Tagen für die eigene Verwendung Teil des vollgepackten Terminkalenders der Delegation. Bei allen Besuchen war eine große Herzlichkeit und Gastfreundschaft zu spüren. Hierfür kann  man sich nur nochmals bedanken. Es hat sich wiederum gezeigt, dass miteinander zu reden der beste Weg ist, um voneinander zu lernen. Im Herbst nächsten Jahres ist ein Besuch von  philippinischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern zusammen mit Vertretern der übergeordneten Ebenen und der School of Diplomacy in Deutschland geplant. Gespräche mit dem  Land über eine Einbindung laufen bereits. So kann das Fachprojekt zu einem rundum gelungenen Austausch noch einen weiteren Beitrag leisten und eine Verstetigung finden.