Gut alt werden in Ludwigsburg – ein Dialog zwischen den Generationen

Nachricht vom 16.05.2025

Die Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen (HVF) lud am Dienstag, den 13. Mai 2025, gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg zur Veranstaltung „Gut alt werden in Ludwigsburg“ im Rahmen der Reihe „Gedankengänge – Bildungsforum für Ludwigsburg“ ein. Im Zentrum standen Fragen rund um das Altern in der Stadtgesellschaft: Wie gut kann man in Ludwigsburg alt werden? Welche Herausforderungen bringt eine alternde Bevölkerung mit sich? Welche Erwartungen haben die Generationen – und wie kann die Stadtverwaltung ihnen begegnen?

Impulse und wissenschaftliche Perspektiven

Den Auftakt gestaltete Prof. Dr. Elke Gaugel, Professorin im Studiengang Rentenversicherung. Sie begrüßte das vom Alter her bunt gemischte Publikum und stellte den neunten Altersbericht der Bundesregierung vor, der sich mit dem Thema „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen“ befasst. Dabei ging sie unter anderem auf das sogenannte „Babyboomer-Problem“ ein: Eine große Generation geht in Rente – wie kann ihre gesellschaftliche Teilhabe auch im Alter sichergestellt werden? Ein Beispiel aus Ludwigsburg sind die Angebote des Seniorenbüros, wie die mehrmals in der Woche stattfindenden Cafés, die Kuchen, Kaffee und Austausch für Seniorinnen und Senioren bieten – ein Beitrag zur Teilhabe durch niederschwellige Begegnungsangebote.

 

Dennoch wies Prof. Gaugel auch auf Ungleichheiten hin: „Vom Rentenniveau her kann man gut alt werden in Ludwigsburg,“ sagte sie, machte aber zugleich auf die hohen Gender-Pension-Gaps in der gesetzlichen Rente in Ludwigsburg aufmerksam (43,3 % in Ludwigsburg, bundesweit 34,8 %).

Perspektiven der Seniorenarbeit

Nach Prof. Gaugel übernahm Sophia Clauss, Leiterin des städtischen Seniorenbüros. Sie betonte die Bedeutung des Miteinanders der Generationen. Bereits 1987 wurde in Ludwigsburg die erste Begegnungsstätte für ältere Menschen eingerichtet – seither ist die Seniorenarbeit stetig gewachsen. Clauss erläuterte, wie wichtig die Themen Beteiligung, ehrenamtliches Engagement, Digitalisierung, Wohnen und Pflege für das Seniorenbüro sind.

 

Clauss wies auf demografische Entwicklungen hin, etwa die zunehmende Zahl Hochaltriger, und betonte, dass Teilhabe auch im hohen Alter möglich ist – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen. Ein großes Thema ist der Pflegepersonalmangel. Daher sei das Prinzip der „Caring Community“ umso wichtiger– auch kleine Beiträge wie das Müll-Hinuntertragen durch Nachbarn können viel bewirken.

Dialog mit den Studierenden der Rentenversicherung

Im Anschluss präsentierten die Studierenden des Studiengangs Rentenversicherung an der HVF Inhalte aus ihren Bachelorarbeiten und Ergebnisse von Gruppenarbeiten zu Teilaspekten des Altersberichts.

 

Zwei Gruppen befassten sich mit dem Thema „Hitze in der Stadt“. Neben der Vorstellung von Hinweisen der Stadt für heiße Tage entwickelten die Studierenden eigene Ideen für den Hitzeschutz. Beispielsweise könnten im Blühenden Barock Sonnenschirme für Rollatoren ausgegeben werden. Kritik wurde an der geringen Sichtbarkeit von Wasserspendern und der fehlenden Begrünung auf einigen Plätzen geäußert – „die Stadt müsse grüner werden“, lautete der Konsens aus Publikum und Studierenden.

 

Weitere Studierende stellten die Problematik von Altersdiskriminierung im Arbeitsleben vor. Flexibles Renteneintrittsalter und angepasste Arbeitszeiten könnten Abhilfe schaffen. In einer Bachelorarbeit wurde die Bedeutung des Drei-Säulen-Systems (gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge) analysiert. Ergebnis: Besonders bei den Babyboomern fehlt es häufig an privater Vorsorge – alle Säulen müssen gestärkt werden, um Altersarmut zu vermeiden.

 

Ein anderer Aspekt, der ausführlich diskutiert wurde, war die Digitalisierung und die digitale Bildung im Alter. Studierende thematisierten die Gefahr der digitalen Spaltung der Gesellschaft. Angebote wie die 1:1-Sprechstunden des Seniorenbüros oder das mobile Beratungsteam „Digitaler Engel“ sind gute Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. Diskutiert wurde auch die Digitalisierung der Verwaltung – die Deutsche Rentenversicherung gilt hier als Vorreiterin mit einem einheitlichen digitalen System.

 

Abschließend ging es um die Mobilität in Ludwigsburg. Zwei Gruppen beleuchteten, wie sich Mobilität im Alter verändert und wie weit Ludwigsburg in seinen Angeboten ist. Ab dem 50. Lebensjahr sinkt die Zahl der täglichen Wege messbar. Zwar wurde das VVS-Busangebot gelobt, doch Zuverlässigkeit und Barrierefreiheit bewertete das Publikum kritisch. Eine Teilnehmerin berichtete von schmalen Gehwegen, fehlenden abgesenkten Bordsteinen und nicht abgesenkten Bussen als großes Problem für Rollstühle und Rollatoren. Ein positiver Aspekt, den sie hervorhob: Jüngere helfen häufig spontan im öffentlichen Nahverkehr.

Ausblick

Sophia Clauss lud alle jüngeren Teilnehmenden der Veranstaltung dazu ein, im Seniorenbüro den Alterssimulationsanzug auszuleihen und mit dem Körper einer älteren Person die Ludwigsburger Innenstadt zu erkunden.

 

Prof. Gaugel betonte abschließend, wie wichtig es sei, im generationenübergreifenden Dialog zu bleiben, um den demografischen Wandel gemeinsam zu gestalten. Sie sprach sich dafür aus, aus dem Format eine jährliche Veranstaltung im Studiengang Rentenversicherung zu machen – mit Blick auf das große Interesse und die angeregten Diskussionen zwischen den Generationen ein vielversprechender Vorschlag.