Prof. Alois Paulin nimmt an einer international führenden Konferenz für Digitalisierungsexperten teil

Akademisches Auslandsamt| Nachricht vom 25.08.2025

Wenn der Bettler Spenden per QR-Code annimmt, dann spürt man: das ist nicht mehr der alte Kontinent. „Pix“ ist das brasilianische Zahlungssystem, das vom Handy aus jeder mit dortigem Bankkonto nutzen und so ganz ohne kommerzielle Zahlungsdienstleister à la Visa auskommen kann (sehr zum Ärgernis von Trump & Co, die so den Einfluss der US-Amerikanischen Kärtchen-Konzerne und anderer Fintech Akteure schwinden sehen). Am Beispiel Pix zeigt sich: Informatisierung bewirkt Transformation, stößt aber politisch oft auf wenig Gegenliebe.

 

Was sich sonst noch so Neues in der Welt der durch Technik neu gedachten Verwaltungstätigkeiten tut und welche neuen Visionen die Wissenschaft nachgeht, erfährt man jährlich an der International Conference on Digital Government Research (dg.o), einer der führenden wissenschaftlichen Konferenzen weltweit. Dieses Jahr fand die Konferenz im Juni, im winterlichen Porto Alegre, statt, einer brasilianischen Millionenstadt im Süden des Landes.

Die HVF ist an der dg.o das vierte Jahr in Folge durch den Professor für digitale Innovation und Transformation in der öffentlichen Verwaltung, Prof. Alois Paulin, vertreten, der dort jährlich den „Beyond Bureaucracy“ Track organisiert und leitet.

 

Unter dem Schlagwort „Beyond Bureaucracy“ findet sich alles ein, was neue Ideen und transformative Ansätze zum Thema Staat und öffentliche Verwaltung verfolgt. Ein Staat der vom Volk selbst verwaltet wird? Das Informationszeitalter macht diese Vision möglich! Parlamentarische Demokratie wird dabei durch Liquid Democracy, das Steuerwesen und die Finanzierung öffentlicher Unterfangen durch das Quantum Budget neu gedacht. Auch lässt sich Liquid Democracy einsetzen, um öffentliche Ämter zu besetzen, Gesetze zu erlassen bzw. abzuändern, usw. Selbst Gesetze und Vereinbarungen lassen sich mit Technologie neu denken – sogenannte Smart Contracts, also Vereinbarungen als maschinell-ausführbarer Code lassen sich automatisch aus- und durchführen, ohne dass dafür Menschen als Mittelsmänner eingesetzt werden müssten. Eben dies ist der Leitgedanke von „Beyond Bureaucracy“: die Abschaffung von Menschen, die in den Prozessen des modernen demokratischen Staates die Rolle von Vermittlern zwischen Gesetz und Realität einnehmen und so die Interaktion zwischen Volk und dem Staat zu einer reinen Ausführung von Programm-Code wird – Informatisierung statt Digitalisierung also! Der Vorteil: im voll-informatisierten Staat wäre kein Platz für menschliche Faktoren wie Korruption, Inkompetenz, oder schnöde Fehler.