HVF-Beitrag bei der Midterm Conference des ESA Research Network on Global, Transnational & Cosmopolitan Sociology in Paphos, Zypern
20.05.2022
Forschungsteams der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg, der Katholischen Universität in Mailand und der Universität Roehampton in London untersuchen im Projekt "State Capacity and the Capacity to Aspire: The Corona pandemic as a testing ground of local migrant integration — London, Stuttgart, Milan" den Zusammenhang zwischen Pandemie, Vertrauen in staatliche Institutionen und dem Zugehörigkeitsgefühl von Minderheitengruppen in Stuttgart, Mailand und London. Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung gefördert. Erste Forschungsergebnisse wurden nun auf der von der European Sociological Association (ESA) getragenen „Midterm Conference of ESA Research Network on Global, Transnational & Cosmopolitan Sociology“ am 05. und 06. Mai 2022 in Paphos, Zypern, präsentiert.
Der Ausgangspunkt des Beitrags von Jörg Dürrschmidt, Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg, basiert auf Fukuyamas Annahme, dass die Pandemie-Resilienz einer Gesellschaft auf ihrer „Staatsfähigkeit“ basiert. Dabei handelt es sich weniger um die formale Durchsetzung von Recht und Gesetz, als vielmehr um die Kapazitäten, die eine Gesellschaft im Zusammenspiel staatlicher Institutionen und Zivilgesellschaft mobilisieren kann hinsichtlich technischer und wissensbasierter Infrastruktur und Institutionenvertrauen. Die Kommunalverwaltung, hier exemplarisch untersucht an einem Stuttgarter Stadtteil, nimmt dabei an der Schnittstelle zwischen Staat und migrantischer Wohnbevölkerung eine besondere Rolle ein. Sie kann eine etablierte Kultur der Zusammenarbeit und Vertrauenswürdigkeit schaffen, die mit darüber entscheidet, ob und inwieweit krisenrelevante Maßnahmen bis in migrantische Milieus durchgreifen und umgekehrt Eigeninitiativen dieser Milieus in lokale Krisen-Policy integriert werden können.
Marco Caselli, Katholische Universität in Mailand, beschäftigte sich in seinem Beitrag mit den Auswirkungen, welche die Covid-19-Pandemie auf die Bewohner ohne nationale Staatsbürgerschaft haben können. Am Beispiel peruanischer Migranten und Migrantinnen in Mailand zeigte er den Einfluss des semi-legalen Aufenthaltsstatus auf gesteigerte Vulnerabilitäten – nicht nur in epidemischer, sondern auch in sozialer Hinsicht.
John Eade, Michał Garapich und Shamea Mia, University of Roehampton, untersuchten in ihrem Beitrag die Rolle digitaler Kommunikation in migrantischen Milieus während der Corona-Pandemie. Im Fokus standen, untersucht am Beispiel der Bangladeshies im East End Londons, die Aufrechterhaltung transnationaler Fernbeziehungen einerseits, sowie die Etablierung neuer Kommunikationskanäle zwischen Migranten und Staat andererseits. Dabei konzentriert sich das Forschungsteam auf die Rolle der Moscheen bzw. Moscheevereine als analoge und virtuelle Switch-Boards pandemiebezogener Kommunikation.